der kinderhasser


Woran liegt es eigentlich, dass mich, gerade mich, den größten Kinderhasser der Welt, die blöden Bälger immer so lieben. Kaum sitze ich auf meiner Stammbank und setze die erste Pulle Astra an, kommt ein kleines dickes Kind und strahlt mich aus himmelblauen Augen an. Meist muss ich nur laut rülpsen, was die Kinder zwar noch lustig finden – aber fast immer sofort die Mütter auf den Plan ruft, die mich mit Kennerblick sofort als „nicht den richtigen Umgang“ klassifizieren und das nun wild schreiende Bündel von mir wegzerren. Problem gelöst.

Leider sind heutzutage und besonders in St. Pauli einfach viel zu viele Mütter öko und damit so fürchterlich tolerant. Die lassen ihren Sprössling zu mir, lächeln mich falsch an und erklären dem Balg, dass man hier in St. Pauli total tolerant zu gescheiterten Existenzen ist und ich nur so eklig stinken würde und so geschmacklos gekleidet wäre, weil ich ein Opfer der Gesellschaft sei. Wie soll man sich bitteschön dagegen wehren? Ich fasse mal zusammen. Die Öko-Alte mit den Büschen unter den Armen findet mich eklig, sagt ich sehe scheiße aus, lässt mich dann auch noch von ihrem kleinen Kacker betatschen und grinst mich dabei an. Kann ein Tag schlechter enden?

Ja, er kann.

Manchmal kommen herrenlose Kinder zu mir und die haben völlig freie Hand, mich zu quälen. Auch das ist in St. Pauli besonders schlimm, da die dort ansässigen, oftmals anderen Kulturen entstammenden Mitbürger anscheinend von der uralten "Wenn-die-Laternen-angehen-bist-du- zu-Hause-Regel" noch nie etwas gehört haben. in ihrer Heimat kennt man nur die "Wenn-es-dunkel-wird-bist-du-zu-Hause-Regel". Die funktioniert aber nur ohne Laternen. Also können die Bälger ewig um mich herumhüpfen.

Weiß der Himmel wo die ausgebrütet werden. Irgendwo muss es eine eklige Nervkindergebärmaschine geben, die ständig neue und noch schlimmere Exemplare auf den Markt wirft. Eine Weile hatte ich Spaß daran, den herrenlosen Kindern Alkohol und Zigaretten anzubieten, aber die meisten kotzten mir dann die Schuhe voll und ich musste mir eine andere Bank suchen. Also ist das auch keine Lösung. Dann habe ich versucht, die Kinder anzuschreien und zu bedrohen, aber das wirkt heute nicht mehr. Die glauben alle, ich wäre ein Videospiel und holen dann ihr Handy raus, um mich fernzusteuern. Mittlerweile ertrage ich die Kinderfolter einfach und starre phlegmatisch vor mich hin.

Das ist doch genau die Haltung, in der mich die Geldsäcke haben wollen. Wahrscheinlich ist der ganze Kinderquatsch nur eine Strategie der Mächtigen, die armen Leute ruhig und geduldig zu halten. Wer die lästigen Kinder ertragen kann, macht auch keine Revolution. Und die Politiker können sich die Taschen voll stopfen. Wacht auf, Mitmenschen: Kinder sind nur eine Waffe der Kapitalisten, um uns zu unterdrücken.

Lasst Euch das nicht gefallen, wehrt Euch!

 

 

© Thomas Nast