gott im knast


Leider habe ich es immer noch nicht geschafft drogenfrei und asketisch durch mein Leben zu gehen. Einige Versuche in dieser Richtung scheiterten kläglich an meinem übergroßen Feierbedürfnis. Zwar würde dies an sich, eigentlich keinen exzessiven Drogenmissbrauch rechtfertigen, zum Feiern sind solche Hilfsmittel nicht unbedingt notwendig, allerdings fällt es in unserer trendautarken Stadt Darmstadt oftmals gar nicht leicht zu feiern. Da passiert es schon mal, dass man im verzweifelten Versuch sich zu amüsieren sein Heil in oftmals verbotenen Substanzen sucht.
Als sich letztens, nach einem besonders langweiligem Abend, meine wohl getrennt auf Wanderschaft gewesenen Sinne in meinem Kopf wiedertrafen, fand ich mich an einem mir unbekannten Ort wieder. Obwohl ich, außer im Fernsehen, noch nie eine Gefängniszelle gesehen hatte, identifizierte ich den Raum in dem ich mich befand, anhand der kahlen Wände und der vielen Gitter, als eine solche. Die Freude über meine messerscharfe Schlussfolgerung verschwand jedoch schnell wieder im Nebel. Wie die meisten Zuhörer vielleicht wissen, kann sich in einem solchen Tag-danach-Zustand immer nur ein Gedanke in der Matschbirne manifestieren. Diesen Priorität 1 Platz nahm jetzt langsam die Frage ein: Who the Fuck ist denn der komische Typ in Sandalen? Dümmlich grinsend saß er auf der Pritsche mir gegenüber. Meinen Versuch cool zu bleiben und ihn zu ignorieren kaltschnäuzig zunichte machend, stellte er sich vor:
„Hallo ich bin Jesus." Ha, auf diese Chance hatte ich schon lange gewartet. Sofort sprang ich auf. Meinem Zustand entsprechend sank ich sofort wieder auf die Knie, umklammerte die Waden unseres Herrn und huldigte. Nun flach auf dem Boden liegend, erklärte ich meine untertänigste Verehrung und lobte sein ganzes Werk. Nachdem ich glaubte mich genug eingeschleimt zu haben, bat ich ihn ob er nicht etwas für mich tun könnte, dass ich nicht immer an solchen merkwürdigen Orten aufwache. Man träfe zwar immer ganz interessante Menschen oder Götter, aus dem Fernsehen wüsste ich aber, dass solche Abstürze normalerweise in den Betten hübscher Pagenschnitten endeten. Ob er das wohl für mich geradebiegen könne? Wohl beeindruckt von der Schlichtheit meines Wunsches und von meinem aufrichtigen Glauben nickte er gönnerisch und verschwand. Na, das eröffnete mir natürlich ganz neue Möglichkeiten. Voller Vorfreude stürzte ich mich gleich die nächste Nacht in neue Abenteuer und erwachte in unserem Badezimmer unterm Waschbecken. Jesus sitzt wahrscheinlich irgendwo mit seinen Kumpels und amüsiert sich köstlich. Späßle gmacht.

 

© Thomas Nast