man kann nicht alles können oder der stärkste unter den schwachen ist, wer seine schwäche nicht vergißt


Unlängst fiel mir ein kleines Büchlein in die Hand mit dem Titel: „Auch Männer können Spülmaschinen ausräumen“.

Ich gehöre ja nicht zu denen. die immer alles glauben. was schwarz auf weiß geschrieben steht. Es gibt ja nun wirklich genug Propagandaliteratur, in der Halbwahrheiten oder sogar Lügen verbreitet werden... Helmut Kohls Biografie zum Beispiel. Oder das Grundgesetz.

Zu jeder Theorie gibt es heutzutage ein Buch und mindestens 3 Studien, die sie bestätigen und drei, die ihr widersprechen.

Also verlasse ich mich nur auf eigene Erfahrungen und da kann ich sagen, daß Männer es einfach nicht drauf haben Spülmaschinen auszuräumen Das heißt - natürlich können wir Spülmaschinen ausräumen, aber immer, wenn wir versuchen es regelmäßig zu tun, klappt es ein zwei Mal und dann war’s das... Einräumen geht - aber Ausräumen nicht. Dann stapeln sich wieder die dreckigen Teller in der Spüle wie zu den Zeiten, als wir noch keine Spülmaschine hatten sondern nur einen Putzplan. Einen Putzplan, der wirklich perfekt war. Es war sogar geregelt wann wer Klopapier zu besorgen hatte. Der Plan war klasse auch wenn uns öfter mal das Papier ausging, weil laut Plan Klopapier kaufen noch nicht dran war.... Leider gibt es in Männer-WGs einen verhängnisvollen Zusammenhang zwischen Putzplänen, Spülmaschinen und Freundinnen. Alle drei funktionieren grundsätzlich zwei bis drei Wochen und dann putzt keiner mehr, die Spülmaschine bleibt voll und die Freundin ist auch weg. Deshalb haben wir in unserer WG mittlerweile zwei Spülmaschinen - in die eine räumen wir rein... Wenn sie voll ist, wird sie angestellt, und aus der anderen nehmen wir die sauberen Sachen raus. Das funktioniert richtig gut, aber leider läßt sich das System nicht auf Freundinnen und Putzpläne übertragen. Zwei Freundinnen gehen noch aber zwei Putzpläne bringen zu viel Verwirrung.

Mittlerweile funktioniert es so gut bei uns, weil wir zugeben konnten, daß wir Ordnung mit nur einer Spülmaschine einfach nicht hinbekommen.

Es heißt ja auch:

„Die Stärken stärken und nicht an den Schwächen herumdoktern“

Also laß ich die Finger auch vom Putzen... Putzen ist ganz eindeutig eine Schwäche von mir. Ich habe einfach nicht die Wahl zwischen Putzen oder jemand anderes putzen lassen, sondern ich habe die Wahl zwischen Putzen lassen und im Dreck leben... Ich kann das einfach nicht. Das ist wie wenn Lukas Podolski 3 und 3 zusammenrechnen sollte... Es ist einfach zu viel verlangt. Also mußte eine ähnlich intelligente Lösung wie beim Spülmaschinenproblem her.

Und da ich Haustiere so gerne habe, dachte ich es wäre doch schön zwei Fliegen mit einer Klappe zu erschlagen und ging ökologisch an die Sache ran. Man kann Tiere doch abrichten. Es gibt Hütehunde doch auch nur, weil der Schäfer zu faul ist selbst zu arbeiten. Kann ich verstehen. Ich würde auch lieber am Baum sitzen und Pfeife rauchen als die ganze Zeit hektisch um die Herde rumzurennen und zu bellen.

Haustiere sind ökologischer als Putzfrauen und sozialversicherungsfrei sind die Viecher auch.

Aber welche Tiere könnte man nehmen. Elefanten wären toll als Staubsauger aber realistisch gesehen sind sie zu groß... Ich wohne zwar in einer Altbauwohnung... aber so hoch sind die Decken dann auch wieder nicht.

(Obwohl ich das auch schaffen würde...)

Nach den Elefanten dachte ich an Ratten Die könnten die Staubmäuse für ihr Nest verwenden und den Müll einfach auffressen. Das machen die in der Kanalisation doch genauso. Okay, da fressen sie auch noch Exkremente und Damenbinden aber ich bin mir sicher sie geben sich auch mit unters Sofa gefallenen Chips und Pizzaresten zufrieden... Der Nachteil ist, daß ich mit einer Rattenkolonie unter meinem Bett wahrscheinlich nie wieder Sex hätte... Das erschien mir nicht so sympathisch. Ich überlegte lange hin und her, verwarf Ameisen und Spinnen - zu krabbelig, Putzerfische schon gut - aber das falsche Element. Walrösser und Seeelefanten brauchen viel zu viel Platz, und Frösche sind mir zu glitschig… Aber irgendwann kam ich drauf.

Die perfekten Tiere zum Putzen sind:

Eichhörnchen.

Eichhörnchen sind soo putzig und überhaupt nicht eklig. Der Schwanz taugt gut zum Staubwischen und –fegen, die Tiere flitzen auf ihren schnuckeligen kleinen Beinen immer ganz schnell durch die Wohnung und fegen und fegen und fegen, und ab und zu tunke ich den Schwanz in Putzwasser und jage sie immer von der Küche ins Wohnzimmer und zurück... Und dann bringe ich sie dazu, Bierdosen zu sammeln und in der Gelben Tonne zu vergraben.

Also, besser geht’s doch gar nicht - ich besorg mir ein paar Eichhörnchen.

Ein wirklich guter Plan. Nur wo bekomme ich welche her? Mit einem Netz? Oder mit einer Rattenfalle? Und wo fängt man die? Ich weiß, daß es in der Stadt auch welche gibt aber es hat sich noch keins in meine Wohnung verirrt, daß ich es einfach hätte einsperren können... Klappt ganz gut die Taktik, meine letzte Freundin habe ich auch so bekommen.

So einfach ist es aber mit den Nagern nicht. Die sind schlauer. Ich hab doch noch das Luftgewehr... Ich bin nur nicht ganz sicher, ob das legal ist. Wahrscheinlich stehen die Baumratten auch schon wieder unter Naturschutz... Ich google erstmal Eichhörnchen. Und siehe da - man kann Eichhörnchen im Internet kaufen. Eichhörnchen neu und gebraucht und in allen Farben und Formen. Es gibt Fuchshörnchen, japanische Eichhörnchen , chinesische Grauhörnchen, amerikanische Rothörnchen, Baumstreifenhörnchen in braun und weiß, europäische Eichhörnchen, sibirische Steppenhörnchen, ausgestopfte Eichhörnchen, Eichhörnchenmäntel, Eichhörnchenschals und Eichhörnchenschuhe - alle so um die 10 Euro, also durchaus erschwinglich.

Eichhörnchenschuhe könnte ich vielleicht zum Putzen verwenden aber lebende Hörnchen wären besser. Ich denke, Fuchshörnchen würden am besten zu meinem Boden passen, aber bei Grauhörnchen würde man den Dreck nicht so sehen. Keine einfache Entscheidung. Und welche putzen denn wohl am Besten? Russen, Europäer oder die Exoten aus China? Ich denke, die Russen würden sich wahrscheinlich eher als Wachhörnchen eignen und die chinesischen sollten vielleicht besser als Überwachungs- oder Spionagehörnchen eingesetzt werden. Ich träume schon von einer Eichhörnchenarmee mit Geheimdienst, Elitekämpfern und Scharfschützen, besinne mich aber wieder auf mein eigentliches Ziel - eine saubere Wohnung - und besorge mir 15 gute deutsche Hausfraueneichhörnchen.. Ich nenne sie Herta, Maria, Hannelore, Gretel, Eva, Brunhilde, Annelise, Charlotte, Franziska, Johanna, Henriette, Käthe, Magdalena, Lieselotte und Mutter Beimer.

(Lustigerweise kennt die Open Office Rechtschreibhilfe das Wort „Scharfschützen“ nicht - aber „Hausfraueneichhörnchen“ schon.)

Vorhin ist die Hörnchenladung bei mir mit der Post angekommen und ich habe sie in der Wohnung freigelassen und ihnen die Putzkammer und alle Reinigungsmittel gezeigt, bevor ich hierher zur Lesung kam. Wenn ich nach Hause komme, ist es sicher hübsch, ordentlich und sauber in meiner Wohnung.

 

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