sex ist doof


 

Ich habe keinen Sex mehr... Sex ist genauso wie Kinder eine Verschwörung des Kapitalismus, um uns ruhig zu stellen. Die Reichen nutzen das Volk schamlos aus und verteilen DVD Player, Fernseher, Kinder und Sex, um uns abzulenken.

Ich mach da nicht mehr mit. Seit ich keinen Sex mehr habe, sehe ich viel klarer. Sex wird ohnehin stark überbewertet. Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass Sex oftmals nur Mittel zum Zweck ist.

Ein amerikanisches Psychologenpärchen hat - wohl um sich neue Anregungen zu holen - eine Studie durchgeführt zum Thema. "Was treibt den Menschen dazu Sex zu haben". Okay, es ist nicht alles verloren: Liebe und Geilheit waren auch genannte Gründe, aber eben auch so etwas wie: "Ich wollte jemanden mit einer Geschlechtskrankheit anstecken" oder "Ich erhoffte mir dadurch eine Gehaltserhöhung."

Sehr sehr viele der Befragten nannten solch unerotische Gründe. Ich wüsste gar nicht wie ich einen hochkriegen sollte, wenn ich an eine Gehaltserhöhung denken müßte. Naja, vielleicht wenn ich darüber nachdenken würde, wen ich mir alles von dem vielen Geld kaufen könnte... Also gut, ich würde einen hochkriegen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass diese Gründe alle nicht meiner Moral entsprechen und teilweise sogar jeglicher Intelligenz entbehren. Was soll das heißen, es war ein Unfall? Ich bin gestolpert und mein Schwanz landete in deiner Frau? Seit wann gehen Kopfschmerzen von Sex weg, und warum hat mir das niemand gesagt als ich noch mit dieser Migränetussi zusammen war. Ebenfalls genannte Gründe waren "Er hatte sehr viel Geld" oder "Ich wollte Geschenke" Das ist mein Reden, wenn wir uns schon manipulieren lassen, dann wollen wir doch wenigstens etwas davon haben. Gott sei Dank ist mir noch keine mit "Ich wollte auf einer tieferen Ebene kommunizieren" gekommen. Oder mit diesem "Ich wollte Gott näher sein"-Quatsch. Ich mag es gar nicht, wenn man mich beim Sex als Gott bezeichnet. Es gibt keinen Gott. Diese ganzen vorgeschobenen Gründe zeigen nur, dass Sex gar nicht nötig ist und auch überhaupt nicht so viel Spaß macht wie man immer denkt. Bei Dingen die wirklich Spaß machen, muss man sich keine Gründe ausdenken. Nur ein Beispiel: Montag ist wieder ein St. Pauli-Heimspiel. Dort werde ich mich komplett zulaufen lassen und fürchterlich falsch singen. Ich würde niemals auf die Idee kommen zu behaupten, dass ich das mache, weil ich Gott näher sein wollte. Und das, obwohl Holger Stanislawski meiner Definition von Gott weitaus näher kommt als der Waschlappen, der in seinen Kirchen Päderasten heranzüchtet. Holger Stanislawski ist der Trainer des FC St. Pauli. Er hat beim FC gespielt, ist dann geblieben, hat umsonst gearbeitet, hat sich durchgesetzt und höhere Angebote ausgeschlagen. Er hat sich noch nicht einmal von unserem egozentrischen Präsidenten vertreiben lassen. So wünscht man sich einen Fußballer, und solch gute Eigenschaften sollte ein Messias auch besitzen. Jesus dagegen wäre eher wie kleines dickes Ailton. Kommt, schießt viele Tore, lässt sich feiern und tingelt dann nur noch unter ferner liefen durch die Welt.

Ich bleibe dabei, Sex macht eigentlich gar keinen Spaß. Dieser Spaß ist eine Erfindung der amerikanischen Blumenläden, genau wie der Valentinstag. Und es funktioniert. Denken die Herren doch einmal nach wie viel Geld sie schon für Blumen zum Fenster herausgeworfen haben, um eine diffuse Hoffnung auf Sex am Leben zu erhalten, obwohl man doch eigentlich viel lieber mit Kumpels vor dem Fernseher Fußball geschaut hätte. Wussten sie eigentlich, dass man für das gleiche Geld, das man für ein herzlos verstümmeltes und seiner Familie entrissenes Blumenbündel ausgeben muss, 2 Kästen Bier bekommt, die wiederum eine ganze Horde Fußballfans glücklich machen würden?

Und jetzt kommt auch noch Chalodde Rosch und sagt, die Frauen sollen sich nicht mehr enthaaren. Gut, darauf wird kaum jemand hören, weil sie ja auch sagt, sie möchte das Gemächt des Mannes durch die Hose riechen können. Vielleicht ist aber auch eine neue Emanzipation im Gange und alle laufen demnächst wieder rum wie in den 70ern. Geflochtene Zöpfe unter den Armen und ausgedehnte Wälder an den Beinen. Die kleine, von mir ja gerade so noch akzeptierte Landebahn, durch die man nach einem Stadionbesuch auf den rechten Weg gebracht wird, breitet sich aus und erreicht die Größe eine amerikanischen Weizenfeldes.

Holger Stanislawski möge es verhüten.

Wahrscheinlich kommt der Konflikt der BILD mit Charlotte Roche auch daher. Die BILD - seit jeher das Sprachrohr der Mächtigen zur Unterdrückung des Volkes - erkennt die zerstörerische Kraft Roches "Zurück zur Natur"-Taktik. Niemand ist schließlich mehr mit Sex ablenkbar, wenn überall Filzlausplantagen wachsen. Das ist der intelligente Plan der wohl größten deutschen Moderatorin, um uns vom Joch des Sexes und gleichzeitig von der Unterdrückung der Geldelite zu befreien.

 

Ein Hoch auf Charlodde.

 

© Thomas Nast